Wie sieht die wirtschaftliche Situation für Architekten aus?

Steigende Arbeitslosenzahlen für Architekten

Statistiken legen nahe, dass die Arbeitslosenzahlen für Architekten in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind. Laut einer Studie hat sich die Zahl der arbeitslosen Architekten in den vergangenen Jahren verdreifacht, so dass die Situation für Architekten nach wie vor schwierig bleibt. Zahlen belegen dies: Seit Anfang 20u00 wrden im deutschen Baugewerbe bereits 700 000 Stellen abgebaut- Tendenz steigend.

Unterdurchschnittlich niedriges Gehalt für Architekten

Eine repräsentative Befragung unter den Mitgliedern der Architektenkammern von Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen legte 2010 folgende Zahlen bezüglich des Verdienstes von Architekten nahe: Demnach belaufe sich das Jahresgehalt eines angestellten Architekten in der gewerblichen Wirtschaft auf durchschnittliche 59 000 Euro, jene im öffentlichen Dienst auf 54 000 Euro und Architekten in Architekten- oder Planungsberüos sogar nur auf um die 39 000 Euro jährlich. Diese Zahlen bleiben auch mit zunehmendem Alter und somit auch zunehmender Berufserfahrung konstant. Von Vielen wird diese Gehaltsenwicklung, da es sich um einen Akademikerberuf handelt, dass ein 5 Jahre langes, intensives Studium erfordert, als besonders unterdurchsschnittlich angesehen.

Ursachen der schwierigen wirtschaftlichen Situation für Architekten

In den letzten Jahren hat sich der Zugang zum Arbeitsmarkt für Architekten zunehmend schwieriger gestaltet. Dabei spielen insbesondere die schwache Auftragslage, die Krise der Baubranche und auch eine rückläufige Zahl von Bauvorhaben, eine nicht unerhebliche Entwicklung, die in den 90er Jahren ihren Anfang genommen hat, eine herausragende Rolle. Hinzu kommt die gesamtwirtschaftliche Krisensituation der Wirtschaft, die nun bereits seit mehreren Jahren zu verzeichnen ist. Der demographische Wandel, der in Deutschland stattfindet, hat zudem zur Folge, dass die Nachfrage in der Wohnungs- und Hausbaubranche sinkt. Die hohe Architektendichte, die aus einer höheren Anzahl an Architektur-Absolventen gegenüber verfügbaren Stellen resultiert, ist eine weiterer Grund. Während jährlich rund 6 500 Absolventen auf den Arbeitsmarkt stürmen, scheiden jährlich nur 3000 Architekten altersbedingt aus. Doch abgesehen davon, dass Architekten unter sich um Plätze konkurrieren, bieten nun auch Baukonzerne und Projetentwicker einst klassische Aufgabenfelder des Architekten an. Eine Entwicklung, die zu der bereits vorherrschenden, hohen Architektendichte beiträgt. Aufgrund der Tatsache, dass heutzutage immer mehr Architektenbüros Architekten kurzfristig anstatt fest anstellen, sehen sich Architekten gezwungen, in einem kurzen Zeitraum immer wieder neue Arbeitsplätze und Aufträge zu finden. Wie lange ein Architektenbüro einen Architekten einstellt, hängt logischerweise von der Art und Dauer des Bauprojekts ab. Problematisch ist dabei auch, dass Architektenbüros immer seltener wagen, sich, aufgrund finanzieller Ungewissheit, auf Fixkosten für ihre Mitarbeiter einzulassen. “Wirtschaftlich solide” würden, laut Gerhard Zach, dem Landesvorsitzender für Bayern im Verband Deutscher Architekten (VDA), nur noch die Architektenbüros arbeiten, die mehr als 15 Mitarbieter beschäftigen.

IDer Einstieg als Freiberuflicher Architekt als Ausweg

Viele entscheiden sich Jahr für Jahr, als Freiberuflicher Architekt tätig zu werden, um der schwieriegen wirtschaftlichen Lage zu entkommen. Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass mittlerweile sogar jeder zweite Architekt freiberuflich tätig ist. Doch für wenige ist dieser Weg erfolgsversprechend. Zwar profitieren Freischaffende Architekten von einer gesetzlich vorgegebenen Honorarordnung für Architekten (HOAI), welche inflationsausgleichend wirkt, indem Baukosten gekoppelt werden. Doch die Niederlassung als Freiberuflicher Architekt und somit auch die Erlaubnis den Titel “Architekt” zu tragen, setzt eine drei-jährige Berufserfahrung voraus. Und damit haben es junge Absolventen, geschätzt wird, dass es sich dabei um jeden zweiten Absolventen handelt, aufgrund der wenigen Jobangebote, besonders schwer. Aus diesem Grund entscheidet sich eine steigende Zahl von fertigen Absolventen sogar für unentgeltliche Tätigkeiten; nur um den Architektentitel verliehen zu bekommen. Eine Situation, die sich für die jungen Akademiker besonders schwierig gestaltet und sie mit finaziellen Problemen belastet.

Spezialisierung für mehr Chancen auf dem Architektenarbeitsmarkt

Klassische Aufgaben, wie beispielsweise Neubauten entwerfen, werden immer seltener gefragt. Vielmehr kommt es nun darauf an, spezielle Tätigkeiten auszuführen: Das Bauen im Bestand, die energetische Sanierung und die barrierefreie Gestaltung von Gebäuden gewinnen beispielsweise immer mehr an Bedeutung. Die erhöhten Anforderungen, die heutzutage an Architektren gestellt werden, umfassen unter anderem auch IT-Anforderungen, die eine Spezialisierung unumgänglich machen. Wie zum Beispiel Entwürfe virtueller Gebäudeentwürfe. Spezialisierungen müssen jedoch, aufgrund ständig neuer Änderungen von Vorschriften und Produkten, dauernd auf den neuesten Stand gebracht werden, um mit den Aktualisierungen stand halten und sich den Anforderungen laufend anpassen zu können. Und um dies Realität werden zu lassen, ist Praxis, sprich Aufträge, unverzichtbar.

Architekten im öffentlichen Dienst

Auch im öffentliche Dienst werden Architekten gebraucht; doch die Zahlen verlaufen rückläufig. Trotz vieler Beschäftigungsmöglichkeiten, werden relativ wenige Architekten für den Staat beschäftigt: Die Bundesagentur für Arbiet sprach Ende 2010 von 125 000 Architekten und Bauingenieuren, die im öffentlichen Dienst tätig gewesen wären. Eine Zahl die seit dem Jahre 2000 um 12 Prozent gesunken wäre. Im Vergleich: Die Zahl der heute tätigen 51 000 selbstständigen Architekten habe sich, laut Statistischem Bundesamt, in den letzten 10 Jahren nicht verändert.

Architekten in der privaten Bauwirtschaft

Die Arbeitschancen in der privaten Wirtschaft sehen jedoch positiv aus. Wer bereit ist, als Projektsteuerer oder Bauleiter tätig zu werden, blickt einer positiveren Arbeitszukunft entgegen. Konkurrenz mit Bauingenieuren und Betriebswirtschaftlern ist dabei jedoch kaum zu umgehen. Ideal wäre es deshalb, sich bereits als junger Ingenieur in den Bereichen Recht, Organisation und Betriebswirtschaft weiter zu bilden.

Weitere Nischen für Architekten

Andere Nischen, in denen Architekten eine erhöhte Chance auf einen Arbeitsplatz haben, finden sich auch in der Sachverständigkeit und bei Stadtführungen sowie bei Bauträgern, Immobilienfirmen, auf Messen und auf dem Ausstellungsbau. So gehöhren beispielsweise Energieberater und Sachverständige für Kleinkläranlagen zu Nischenberufen, die jedoch von Vielen bereits aufgespürt wurden und somit bereits nach kurzer Zeit schon gar keine Nische mehr darstellen.